Wichtige tipps und besonderheiten

Wissenschaftliches Schreiben

Wir zeigen dir worauf du beim wissenschaftlichen Schreiben achten solltest
Tipp 1:

Verwende keine Ich-Form oder Man-Form

Im deutschsprachigen Raum ist es beim Schreiben wissenschaftlicher Texte üblich, berichtende Inhalte in der Passiv-Form wiederzugeben. Dadurch kannst du die Ich-Form immer vermeiden. Wenn es darum geht, die Man-Form zu vermeiden, kann es manchmal etwas komplizierter werden, da wir es von der Umgangssprache gewohnt sind, in der Man-Form zu sprechen. Neben Passiv-Konstruktionen bietet es sich oft an, das Wort „man“ durch die Personengruppe zu ersetzen, die gemeint ist.

  • Schlecht: „In diesen Situationen erlebt man eine kognitive Dissonanz.“
  • Besser: „In diesen Situationen erleben die Mitarbeitenden eine kognitive Dissonanz.“
Tipp 2:

Vermeide jede Art von Redewendung

Viele Redewendungen sind aus der Alltagssprache nicht mehr wegzudenken. In der Wissenschaftssprache sind sie aber völlig unpassend, da in dem Satz sonst wörtlich etwas anderes steht als inhaltlich gemeint ist. In vielen Fällen bemerkt man die Redewendung gar nicht, da sie bereits fest in der Alltagssprache integriert ist. Um solche Probleme zu vermeiden, empfiehlt es sich, einfach genau das zu schreiben, was man inhaltlich sagen möchte.

  • Schlecht: „Die Theorie findet in der Motivationsforschung viel Anerkennung.“
  • Besser: „Die Theorie ist im Kontext der Motivationsforschung allgemein anerkannt.“
Tipp 3:

Vermeide unklare Rückbezüge

In der Schule wurde dir im Deutschunterricht bestimmt immer beigebracht, dass man Wiederholungen vermeiden soll. Daher hast du dich vermutlich daran gewöhnt, Sätze häufig mit Rückbezügen wie „Dies“, „Diese“, „Dabei“, „Damit“, „Hier“, „Hierbei“ etc. zu beginnen. In wissenschaftlichen Texten sind solche Formulierungen allerdings oft problematisch, da oft nicht 100%ig klar ist, worauf sich diese Hilfswörter genau beziehen. In wissenschaftlichen Texten ist es jedoch äußerst wichtig, immer zu verstehen, was genau gemeint ist. Daher ist es sinnvoller, die betroffenen Wörter einfach zu wiederholen, anstatt Spielraum für Interpretationen zu lassen.

  • Schlecht: „Dies zeigte sich insbesondere bei jüngeren Personen.“
  • Besser: „Dieser Effekt zeigte sich insbesondere bei jüngeren Personen.“
Tipp 4:

Versuch nicht, dich künstlich hochgestochen auszudrücken

Auch wenn eine eloquente Ausdrucksweise in wissenschaftlichen Texten wünschenswert und schön zu lesen ist, gilt: Deine Sprache wird nicht besser dadurch, dass du einzelne Wörter aus dem normalen Sprachgebrauch durch äquivalente, hochgestochener klingende Wörter zu ersetzen. Für die Qualität deiner wissenschaftlichen Sprache ist es viel wichtiger, dass du dich knapp und gleichzeitig präzise ausdrückst. Das erreichst du mit einer natürlich klingenden Sprache viel eher als durch Formulierungen, die du in der gesprochenen Sprache nie verwenden würdest.

  • Schlecht: „Zunächst wurden Studierende befragt, welche bereits mit ihrer Bachelorarbeit begonnen hatten.“ 
  • Besser: „Zunächst wurden Studierende befragtdie bereits mit ihrer Bachelorarbeit begonnen hatten.“
Tipp 5:

Verwende Wiederholungen bei Und-Verknüpfungen

Wiederholungen sollten nicht nur bei Rückbezügen verwendet werden, sondern auch bei Und-Verknüpfungen. In der Wissenschaftssprache ist es wichtig, auf sprachliche Exaktheit zu achten, auch wenn es uns der Unterschied in der Alltagssprache nicht auffallen würde. Bei Aufzählungen, die durch „und“ oder „sowie“ getrennt sind, solltest du dich daher lieber wiederholen als Interpretationsspielraum zu lassen. Im nachfolgenden Beispiel wird deutlich, dass im ersten Satz eine wichtige Information fehlt.

  • Schlecht: „In den Interviews wurden zugezogene Studierende und Arbeitssuchende befragt.“
  • Besser: „In den Interviews wurden zugezogene Studierende und zugezogene Arbeitssuchende befragt.“
Die gleiche Logik gilt auch umgekehrt:
  • Schlecht: „In der schriftlichen Befragung erhielten zugezogene und einheimische Studierende unterschiedliche Fragebögen.“
  • Besser: „In der schriftlichen Befragung erhielten zugezogene Studierende und einheimische Studierende unterschiedliche Fragebögen.“
 
Tipp 6:

Schreibe kein Lehrbuch für Laien

Denk immer daran: Die Zielgruppe deiner Arbeit sind keine Schüler oder Studienanfänger. Der Inhalt deiner Arbeit richtet sich an die Scientific Community. Dementsprechend solltest du auch deinen Inhalt gestallten. An konkreten Beispielen erläutert bedeutet das für dich:

  • Im Methodenteil musst du niemandem mehr erklären, welche Vor- und Nachteile bestimmte Erhebungsmethoden haben. Es genügt, zu erklären, was du genau gemacht hast und warum du dich dafür entschieden hast.
  • Im Ergebnisteil musst du niemandem mehr erklären, wie eine lineare Regression funktioniert oder was ein R²-Wert aussagt . In den meisten Fällen musst du nicht einmal erklären, warum du genau dieses statistische Verfahren gewählt hast, denn das ergibt sich schon aus dem Kontext. Es reicht aus, zu erwähnen, dass du das Verfahren XY verwendet hast, um deine Hypothese zu prüfen.
Tipp 7:

Definiere wichtige Begriffe

Begriffe, bei denen nicht eindeutig klar ist, was sie bedeuten, solltest du mithilfe deiner Quellen definieren und ggf. von ähnlichen Begriffen abgrenzen. Das gilt insbesondere dann, wenn diese Begriffe für deine weitere Arbeit wichtig sind. Beispiele für Begriffe, die du grundsätzlich definieren solltest, sind:

  • Fachbegriffe (z.B. Transferentzugsrate)
  • Variablenbezeichnungen (z.B. Kundenzufriedenheit)
  • In Definitionen verwendete Begriffe (z.B. „Zufriedenheit“ als Bestandteil der Definition von „Kundenzufriedenheit“)
Tipp 8:

Verwende Fachbegriffe korrekt

Die Alltagssprache sorgt häufig dafür, dass wir verwandte Begriffe völlig synonym verwenden, obwohl sie etwas unterschiedliches Ausdrücken. Bei deiner wissenschaftlichen Arbeit solltest du unbedingt darauf achten, solche Begriffe immer korrekt zu verwenden. Beispiele für Begriffe, die im Alltag und daher auch in wissenschaftlichen Texten oft falsch verwendet werden, sind:

  • Umfrage vs. Befragung
  • Firma vs. Unternehmen
  • Hypothese vs. Annahme
  • komplex vs. kompliziert
  • effektiv vs. effizient
  • Kosten vs. Aufwendungen

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